
WAS IST AVWS?
Die Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) ist eine Beeinträchtigung der Fähigkeit, Sprache zu verstehen, trotz eines intakten Gehörs. Diese Störung betrifft die zentrale Verarbeitung akustischer Signale im Gehirn. Das bedeutet, dass Laute nur eingeschränkt erkannt und teilweise schwer voneinander unterschieden werden können. Dies führt zu erheblichen Schwierigkeiten im Alltag, insbesondere bei Aufgaben wie dem Einordnen, Nachbilden und Merken von sprachlichen Äußerungen. Eine mögliche Folge davon können Einschränkungen im Lernen und in der Kommunikation sein.
Treten mehrere der folgenden Symptome verstärkt auf, besteht ein erhöhter Verdacht auf AVWS und ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt sollte konsultiert werden:
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Schlechtes Verständnis und Gedächtnis für Zahlen
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Schwierigkeiten, Wortsilben zu behalten
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Probleme beim Auswendiglernen und Fremdspracherwerb
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Leistungen, die nicht dem Bildungsniveau entsprechen
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Legasthenie
Eine rechtzeitige Diagnose und gezielte Therapien sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Fähigkeiten optimal zu fördern.

AUSWIRKUNGEN EINER AVWS
Die Folgen einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung können insbesondere bei einer Nicht-Behandlung drastisch ausfallen.
Es können Überschneidungen mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS und ADHS) bestehen.
Folgende Funktionen können eingeschränkt sein:
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das Sprachverstehen bei Hintergrundgeräuschen
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die exakte Lauterkennung, besonders bei ähnlich klingenden Lauten
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das Kurzzeitgedächtnis bei Gehörtem
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die Ortung von Schallquellen
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die Einstellung auf wechselnde Richtungen einer Schallquelle
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das dauerhafte Zuhören über eine längere Zeit hinweg
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Rechtschreibung
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das Erfassen von komplexen, mehrteiligen Informationen
Außerdem besteht die Möglichkeit, dass eine Lärm- und Lautstärkeempfindlichkeit (Hyperakusis) auftritt.

UNTERSTÜTZUNG BEI AVWS
Frühzeitige Intervention:
Besonders bei Kindern ist eine frühzeitige Intervention entscheidend. Frühförderung und spezialisierte Therapien können die Entwicklung unterstützen und langfristige Schwierigkeiten minimieren.
Umgang mit AVWS im Alltag:
Anpassungen im Klassenzimmer: Lehrer sollten sich bewusst sein, dass Kinder mit AVWS möglicherweise besondere Anforderungen im Klassenzimmer haben. Sitzposition, Raumakustik und mögliche Fördermaßnahmen sollten berücksichtigt werden.
Bewältigungsstrategien:
Kinder sollten befähigt werden, ihre eigenen Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Dies kann das Verwenden von Hörhilfen, das Nutzen von Notizen oder speziellen Lernmethoden einschließen.
Gemeinschaftliche Unterstützung:
Eltern-Lehrer-Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern ist entscheidend. Eltern sollten Lehrer über die spezifischen Bedürfnisse ihres Kindes informieren, und Lehrer sollten offen für Anpassungen im Unterricht sein.
Sensibilisierung in der Schule: Schulen sollten regelmäßig Schulungen für Lehrer und Personal anbieten, um das Bewusstsein für AVWS zu fördern und ihnen die Fähigkeiten zu vermitteln, um betroffene Kinder effektiv zu unterstützen.

THERAPIE EINER AVWS
Nebst einer fachspezifischen Therapie gibt es eine Vielzahl von Übungen, die den Hörsinn und seine Verarbeitung wesentlich fördern.
> Zum AVWS Training.

SCHULE UND AVWS
Sitzplatz
Achten Sie darauf, dass das Kind von Ihren Lippen ablesen kann. Dies ist eine wichtige Unterstützung, um das Gesprochene zu verstehen. Es ist ideal, wenn das Kind sowohl die Lehrperson als auch die anderen Kinder und die Wandtafel sehen kann. Achten Sie darauf, dass Ihr Gesicht gut beleuchtet ist – oft ist die Position mit dem Rücken zum Fenster für die SchülerIn ideal! Am Rand eines Raumes ist die Akustik besser als im Zentrum. Gestatten Sie dem Kind „Nachbarhilfe“.
Raumakustik
Geschlossene Fenster und Türen reduzieren während des Unterrichts störende Hintergrundgeräusche und erleichtern dadurch das Verstehen. Nebengeräusche sind möglichst zu vermeiden (Stühlerücken, Stimmengewirr, Rascheln). Achten Sie darauf, dass in Situationen mit viel Störlärm (z. B. beim Aufräumen am Ende einer Lektion) keine wichtigen Informationen weitergegeben werden.
Unterricht
Versuchen Sie, an einem festen Standort zu unterrichten. Hin- und Hergehen beim Sprechen erschwert das Absehen von den Lippen. Sprechen Sie deutlich, aber nicht übertrieben, in normalem Tempo und angemessener Lautstärke. Kurze, klare Sätze werden besser verstanden. Zweideutigkeiten oder Sarkasmus sind verunsichernd und werden selten verstanden.
Geben Sie am Anfang immer das Thema bekannt; dies hilft, den Sinn durch Kombinieren zu erschließen. Weisen Sie immer deutlich auf einen Themenwechsel hin. Kurze, spontane Hinweise werden oft nicht wahrgenommen; kündigen Sie solche Hinweise mit einem Appell an und unterbrechen Sie bewusst schriftliche Arbeiten.
Schriftliche Anweisungen und Zusammenfassungen helfen beim Verstehen.